Dieser Abend im Muttental…
…war wieder ein Streifzug durch Geschichte und Licht.
Es gibt Orte, die wirken im Abendlicht fast entrückt – als würde die Zeit langsamer fließen und der Wald beginnen, Geschichten zu erzählen. So ein Ort ist das Muttental bei Witten, Herzstück der Ruhrgebiets-Industriekultur und zugleich ein Rückzugsort voller Natur und Mystik. An einem warmen Maiabend bin ich mit der Kamera losgezogen, um diese besondere Stimmung einzufangen.
Der Atem der Geschichte
Gar nicht weit entfernt von den Burgruine Hardenstein, fällt der Blick auf ein altes, bogenförmiges Stollenmundloch, halb versteckt im Hang, umrahmt von knorrigen Baumwurzeln und dichtem Grün. Der Eingang ist vergittert, doch der Gedanke an das, was dahinter liegt, reicht aus, um ein Gefühl der Ehrfurcht zu wecken. Hier begann einst der Bergbau an der Ruhr – in dunklen Schächten, unter unseren Füßen. Der Ort wirkt still, fast feierlich. Der weiche Waldboden dämpft die Schritte, als wolle er die Vergangenheit nicht stören.
Lichtspiele im Blätterdach
Wenig später öffnet sich das dichte Grün und lässt die untergehende Sonne durch die Baumkronen brechen. Das Licht fällt in goldenen Streifen auf das dichte Laub und verleiht dem Wald eine fast märchenhafte Atmosphäre. Die Schatten tanzen zwischen den Stämmen, und für einen Moment scheint alles in warmem Glanz zu leuchten.
In diesem Licht wirken selbst die kleinsten Details – ein Farnwedel, ein moosbedeckter Ast – wie kleine Kunstwerke. Es ist das Spiel aus Licht und Dunkelheit, das den Abend besonders macht. Die Natur wird zur Bühne, der Sonnenuntergang zum stillen Schauspiel.
Zwischen Gegenwart und Vergangenheit
Je weiter der Weg führt, desto mehr spürt man den Kontrast zwischen dem natürlichen Waldleben und den Spuren menschlicher Vergangenheit. Alte Pfade, sanft gewundene Wege, und immer wieder Relikte wie Mauerreste oder verwitterte Informationstafeln, die von der Bergbaugeschichte erzählen.
Doch der Wald gewinnt zurück, was der Mensch einst geprägt hat. Die Natur hat ihre Zeit – und sie nutzt sie, um Stein für Stein, Wurzel für Wurzel wieder einzuholen.
Fazit – Ein Ort zum Verweilen und Nachdenken
Der Abend im Muttental war wieder mehr als nur ein Spaziergang. Es war eine Reise – durch Licht und Schatten, durch Geschichte und Gegenwart. Ich werde nicht müde, dort herumzuspazieren und nach neuen Motiven zu suchen, oder auch schon bekannte immer wieder neu zu entdecken.
Wer also eine kleine Auszeit sucht, einen Ort zum Staunen, Innehalten und Durchatmen – dem sei ein abendlicher Besuch im Muttental ans Herz gelegt. Am besten mit offenen Augen, wachem Geist und vielleicht einer Kamera in der Hand.
Eine Frage des Formats
Die einschlägigen Youtube Kanäle diverser Landschaftsfotografen sind wohl nicht ganz unschuldig daran, dass ich relativ häufig Panorama-Formate wie 2:1, 17:7 oder 65:24 verwende. Ganz sicher passen diese Formate nicht zu jedem Motiv, bei anderen tragen sie aber ungemein zur Stimmung des Bildes bei.
Ich würde nicht sagen, dass ich gezielt danach suche, aber oft sehe sich eine Szene schon mit meinem inneren Auge in einem dieser Panorama-Formate. So war es auch bei den ersten vier Fotos dieser kleinen Serie.